| Fakten zur Botox Injektion |
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Ambulante Behandlung: Ja |
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Narkose: Im Rahmen der OP ja, sonst nein |
| Therapiezeit: 3 Minuten |
| Offene Wunden: nein |
| Arbeitsunfähigkeit: nein |
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Kosten: Selbstzahlerleistung, bei PKV ggf Übernahme |
Das Botulinumtoxin A ist ein starkes Nervengift welches als der Verursacher des Botulismus gilt.
Das Gift hemmt die Erregungsübertragung von den Nervenzellen zum Muskel, wodurch die Muskelkraft je nach Dosierung des Giftes schwächer wird oder für einen bestimmten Bereich ganz ausfällt.
Mittlerweile wird Botox für verschiedene Bereiche in der Medizin eingesetzt. Hauptsächlich in der ästhetischen Medizin, wo z.B. die feine Gesichtsmuskulatur teilweise gelähmt wird und dadurch sich die Haut glättet und die Falten verschwinden. Bekannt ist auch die Behandlung von Achseln oder Händen, um die Schweißbildung zu reduzieren.
Bei allen Therapien ist jedoch zu bedenken, dass das Botox nach mehreren Monaten vom Körper abgebaut wird und die Wirkung nachlässt. Daher sind halbjährliche Therapien in der ästhetischen Medizin üblich.
Bei der Analfissur verhält es sich etwas anders, der therapeutische Effekt ist jedoch ähnlich. Patienten mit einer chronischen, also länger bestehenden Analfissur, haben in der Regel einen höheren Muskeldruck im inneren Schließmuskel. Dieser führt zu einer Mangeldurchblutung und nachfolgender Wundheilungsstörung.
Durch die Botulinumtoxin Injektion wird ein geringer Teil des Schließmuskels für 4-6 Monate ruhig gestellt, wodurch die Wunde aufgrund der verbesserten Durchblutung in Ruhe und schmerzarm heilen kann.
Nach ca. drei Tagen beginnt das Botox zu wirken und bei 75% der Patienten kommt es innerhalb der ersten Woche zu einer deutlichen Verbesserung der Schmerzsymtomatik. Die Abheilungsrate nach einer therapeutischen Sitzung ist laut Literatur ungefähr bei 80%. Eine Wiederholung der Injektion ist hierbei nicht unbedingt erforderlich, kann aber nach 6 Monaten durchgeführt werden.
Die Wirkung setzt in der Regel nach wenigen Tagen ein und die maximale Muskellähmung erscheint nach 4-7 Tagen. Nach 4-6 Monaten wird die Wirkung der Lähmung immer weniger und es tritt eine komplette Wiederherstellung der Muskeltätigkeit ein.
Nebenwirkungen wie Blutungen, Blutergüsse und Infektionen sind sehr selten. Die einzig unerwünschte Nebenwirkung ist die anale Inkontinenz, also die Schwäche abgehende Winde und Stuhl zu halten. Die Gefahr der (zeitlich begrenzten) geringen Inkontinenz ist erhöht bei einem schwachen Muskeldruck und bei Frauen im höheren Alter und nach mehreren Entbindungen.
Wenn aber eine Inkontinenz auftritt, ist die Rate unter 5% und hält zeitlich ungefähr 2 Wochen an. Hauptsächlich besteht die Symptomatik in ungewollt abgehenden Winden und Stuhlschmieren. Das Patienten Ihren Stuhl nicht halten können, kommt bei der üblichen Dosierung nicht vor.
Wichtig: Es handelt sich hierbei um eine sog. "off label" Therapie. Botox ist daher nicht als offizielles Medikament bei der Behandlung der Analfissur zugelassen und daher auch keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Es handelt sich um eine IGeL-Leistung, die wir meistens während einer Operation in Narkose anwenden. Es kann aber auch als Alternative zur Diltiazem Salbe angewandt werden. Allerdings ist nicht jeder Patient für diese Therapieform geeignet.
Privatversicherte Patienten sollten bitte vor einer Operation mit Ihrer Versicherung die Kostenübernahme klären. Komplikationen oder größere Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten.
Die Behandlung der chronischen Analfissur mit Botulinumtoxin A (BoNT) ist ein etabliertes, minimalinvasives Verfahren, das auf einer vorübergehenden Entspannung des inneren Schließmuskels basiert.
Mehrere randomisierte Studien und Meta-Analysen zeigen, dass BoNT-Injektionen
eine vergleichbare Heilungsratewie chirurgische Eingriffe (z. B. Sphinkterotomie) erreichen – jedoch mit deutlich geringerem Risiko für Nebenwirkungen wie Stuhlinkontinenz oder Schmerzen.
In den folgenden wissenschaftlichen Arbeiten sind die wichtigsten Ergebnisse zu Wirksamkeit, Sicherheit und Langzeiterfolg der
Botoxtherapie bei chronischer Analfissur übersichtlich zusammengefasst.
Diese Evidenz dient sowohl der fachlichen Orientierung für Ärztinnen und Ärzte als auch der Patientenaufklärungin der modernen Proktologie.
Ausgewählte, richtungsweisende Arbeiten – inkl. RCTs, Meta-Analysen und aktueller Leitlinie. Die Übersicht zeigt Wirksamkeit, Sicherheit und Vergleich zu chirurgischen Verfahren.
Brisinda G, Maria G, Bentivoglio AR et al. | New England Journal of Medicine 1999
Erste große RCT: BoNT so effektiv wie Nitroglycerin, jedoch mit weniger Nebenwirkungen (Kopfschmerzen etc.).
Arroyo A, Pérez F, Serrano P et al. | American Journal of Surgery 2005
Langzeit-RCT: Ähnliche Heilungsraten wie chirurgische Sphinkterotomie, jedoch keine Inkontinenzfälle bei BoNT.
Brisinda G et al. | British Journal of Surgery 2007
BoNT zeigt höhere Heilungsraten und bessere Verträglichkeit im direkten Vergleich.
Fruehauf H et al. | American Journal of Gastroenterology 2006
Bestätigt Überlegenheit von BoNT hinsichtlich Schmerzlinderung und Heilung.
Chen HL et al. | International Journal of Colorectal Disease 2014
Vergleich mit Operation: ähnliche Heilung, jedoch weniger Komplikationen mit BoNT.
Sahebally SM et al. | Colorectal Disease 2018
Meta-Analyse: BoNT klar überlegen in Heilungsrate und Nebenwirkungsprofil.
Bobkiewicz A et al. | International Journal of Colorectal Disease 2016
Dosis-abhängige Erfolgsraten (70–90 %) – optimale Menge 20–30 IE Botox®.
Vitoopinyoparb K et al. | International Journal of Surgery 2022
Bester Effekt bei bilateraler Injektion + Dosis > 20 IE – ohne höhere Nebenwirkungen.
Jin JZ et al. | Surgery 2022
Vergleich mehrerer Verfahren: BoNT nahezu gleichwertig zur Operation – mit weniger Nebenwirkungen.
American Society of Colon and Rectal Surgeons (ASCRS) | Guideline/Toolkit 2023
Empfiehlt BoNT als sichere, effektive Erst- oder Zweitlinientherapie vor chirurgischem Eingriff.
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