Analfissur

Häufig bei jüngeren Menschen auftretend mit Schmerzen, Blut und Brennen - beim und nach dem Stuhlgang.

Analfissuren sind kleine Einrisse in der sehr schmerzhaften Analhaut (Anoderm), die oft durch harten Stuhl oder starkes Pressen entstehen. Das Leitsymptom ist hierbei der brennende Schmerz beim Stuhlgang und 1-2 Stunden danach. Da es sich bei der Analfissur um eine Risswunde handelt, können auch größerer Mengen Blut mit abgehen. Die Patienten berichten oft ein schmerzhaftes Aufreißen der Analhaut.

 

Die Schmerzen können dabei solch starke Formen annehmen, dass die Patienten den Stuhlgang vermeiden und dadurch eine Verstopfung bekommen (proktogene Obstipation), was die Situation verschlechtert. Es beginnt ein Kreislauf, der gestoppt werden muss.

 

Wir haben eine große Erfahrung in der Behandlung der Analfissur insbesondere bei jungen Menschen und versuchen immer eine Operation zu vermeiden. Falls aber eine Operation notwendig ist, führen wir diese sicher, schmerzarm und komplikationslos durch.

 

Neu ist die Kombination mit BOTOX oder Eigenblut bei einer Operation, was zu einer deutlichen Reduzierung der Schmerzen und schnelleren Wundheilung führt. Haben Sie keine Angst und vertrauen Sie uns.


"Der plötzlich einsetzende Schmerz mit Brennen und Blut beim Stuhlgang ist typisch für die Analfissur"


Klassifikation der Analfissur

Wichtig ist bei der Analfissur die akute von der chronischen Form zu unterscheiden, da die Therapie sehr unterschiedlich ist. So werden akute Analfissuren in der Regel immer ohne Operation therapiert. Die Definition, wann eine chronische Form vorliegt, ist dabei nicht ganz einheitlich.

 

Akute Analfissur

Wir sehen die akute Form als einen frischen Einriss mit Schmerzen und Blut, der beste Chancen hat zu verheilen. Dabei ist der wohlgeformte, regelmäßige und weiche Stuhlgang das Wichtigste Ziel für eine gute Heilung. Hilfreich sind dabei die tgl. Trinkmenge zu erhöhen sowie ggf. auf eine balaststoffreiche Ernährung umzustellen. Sollte dieses alleine nicht ausreichen, sind Stuhlregulantien wie z. B. Flohsamenschalen einzunehmen.

 

Unterstützend können Cremes genommen werden, die die Durchblutung des Schließmuskels fördern, was zu einer besseren Wundheilung führt. Begleitend können dazu Salben mit einem lokalen Betäubungsmittel verabreicht werden. Hierunter kommt es oft zur vollständigen Ausheilung innerhalb weniger Tage.

 

Eine akute Analfissur kann jeder Mensch im Laufe des Lebens bekommen. Gehäuft treten diese z.B. bei Frauen nach der Entbindung auf in Kombination mit Eisenpräparaten oder nach Analsex auf.

 

Chronische Analfissur

Besteht eine Analfissur länger als 6 Wochen, treten oft deutliche Veränderungen der Fissur ein. Der frische Riss hat sich zu einer festen Narbe umgewandelt und der äußerste Teil des inneren Schließmuskels ist in dieses Prozess mit inbegriffen.

 

Zusätzlich entstehen sog. Sekundärausbildungen aufgrund des chronischen Reizzustandes. Dazu gehört die äußerlich gut sichtbare und tastbare Vorpostenfalte, die fälschlicherweise oft als Hämorrhoide fehlgedeutet wird. Hierbei handelt es sich um eine reine Hautfalte (Mariske). Im Analkanal bildet sich eine sog. hypertrophe Analpapille am Ende der Analfissur aus. Dieses sind reguläre kleine Ausstülpungen aus der Schleimhaut, die bis zu 3cm groß werden und dann aus dem After herausschauen können.

 

Erscheinungen bei der chronischen Analfissur - Proktologie Berlin

Medikamentöse Therapie der Analfissur

Wenn eine Fissur mehrere Wochen besteht, ist zunächst eine rein medikamentöse Behandlung indiziert. Meistens wird eine Salbe mit dem Wirkstoff Diltiazem verwendet, da hierunter weniger Nebenwirkungen wie Schwindel und Kopfschmerzen gibt. Diese Therapie kann bis zu 3 Monate andauern und führt in vielen Fällen zu einer Heilung. Bereits ausgebildete Sekundärausbildungen wie die Vorpostenfalte oder die hypertrophe Analpapille bleiben jedoch bestehen. Hier kann nur eine Operation helfen.

 

Bei sehr starken Schmerzen, die eine Untersuchung nicht zulassen, muss häufig auch der Weg der Diagnostik in Narkose gewählt werden, um eine bösartige Ursache der Beschwerden auszuschließen. Dieses kann problemlos ambulant erfolgen. Wenn sich dabei die Diagnose einer chronischen Analfissur bestätigt, kann eine operative Therapie in gleicher Sitzung mit dem Laser oder Ausschneidung erfolgen.

Wir empfehlen dabei immer die zusätzliche Gabe von Botox für eine schnellere und schmerzärmere Heilung.

 

Achtung: Die Rezeptur mit Diltiazem, Isorbiddinitrat oder Glyceroltrinitrat ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen (AOK, Barmer, TK...). Sie müssen dieses Rezepturen, die zwischen 25€ und 30€ kosten, selber bezahlen und bekommen dieses nicht von Ihrer Krankenkasse erstattet. Daher werden die Rezepte auch auf einem grünen Privatrezept und nicht auf einem rosafarbenen Kassenrezept ausgedruckt. Dieses ist kein Versehen von uns, auch wenn es in manchen Apotheken behauptet wird. 

 

Wenn doch operiert werden muß

Wenn es zu einer geplanten Operation kommt, gibt es in Deutschland prinzipiell zwei Verfahren. Die Ausschneidung der Fissur und als Zweitlinientherapie die Durchtrennung des inneren Schließmuskel (laterale Sphinkterotomie.

 

Dabei ist die Lasertherapie im Rahmen einer Fissurektomie am schmerzärmsten und besonders Schließmuskel schonend. Hierbei wird die Wunde nicht ausgeschnitten, sondern das Narbengewebe mit einem präzisen Lichtstrahl zu einer regenerativen Wundheilung angeregt. 

Bei der klassischen Operation wird die Narbe mit dem Elektromesser ausgeschnitten. Diese Technik ist der Standard und führt in der Regel in einem erfahrenen Zentrum zu einer guten Wundheilung nach ca 6-12 Wochen. Allerdings sind die Schmerzen gegenüber der Lasertherapie deutlich stärker ausgeprägt und halten auch länger an. Zusätzlich besteht ein leicht erhöhtes Restrisiko einer Inkontinenz. 

Was sagt die AWMF Leitlinie zu der Analfissur?

Im Jahre 2019 wurde eine Leitlinie zur Behandlung der Analfissur von einer Expertengruppe erstellt.

An dieser Leitlinie sollten sich Proktologen, aber auch proktologisch tätige Ärzte orientieren.

  • Welche Diagnostik ist notwendig, welche verzichtbar?
  • Welche konservativen Therapiemöglichkeiten sind empfehlenswert?
  • Welche operativen Verfahren erreichen die optimalsten Ergebnisse?
  • Welche Narkoseverfahren sind vorteilhaft?
  • Welche postoperativen Maßnahmen und welche Art der Wundbehandlung ist sinnvoll?
  • Welche Komplikationsmöglichkeiten können auftreten, wie können sie therapiert werden

"Wir operieren die Analfissur nur wenn die nichtoperative Therapie ausgereizt ist - dann aber minimal invasiv und ambulant"


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