Jucken, Brennen, Nässen, Druckgefühl und Blutungen am After ohne Schmerzen sind Zeichen eines Hämorrhoidalleidens.
Hämorrhoiden sind ein Teil unseres Körpers und gehören in den Enddarm wie die Finger an der Hand. Es ist keine Krankheit. Das Wort Hämorrhoide setzt sich aus den griechischen Wörtern "haima" (Blut) und "rhoos" (fließen) zusammen.
Anatomisch gesehen sind Hämorrhoiden blutgefüllte Schwellkörper unter der Schleimhaut des unteren Enddarms. Hauptaufgabe dieser Schwellkörper ist die Abdichtung des schleimbildenden Enddarms (oder auch Mastdarm), gegenüber dem trockenen Analkanal. Diese Feinschlussfunktion der Hämorrhoiden macht ca 15% unseres Kontinenzorgans aus und ist daher sehr nützlich.
Erst bei einer Vergrößerung der Hämorrhoiden oder bei einsetzenden Beschwerden sprechen wir von dem Hämorrhoidalleiden als Krankheitsbild.
Im Unterschied zu anderen Erkrankungen im After- und Enddarmbereich führen vergrößerte Hämorrhoiden in der Regel nur zu geringen Schmerzen. Bemerkbar werden die Vergrößerungen oft durch hellrote Blutauflagerungen auf dem Toilettenpapier, Blut auf dem Stuhl oder schmerzlose hellrote Blutungen aus dem After.
Weitere Beschwerden neben den Blutungen können Schleimfluss aus dem After, Juckreiz, Brennen, Nässen und ein Fremdkörpergefühl sein. In fortgeschrittenen Stadien kann auch ein Stuhlschmieren aufgrund des unzureichenden Verschlusses auftreten.
Es werden verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung von normal funktionierenden Hämorrhoiden in ein Hämorrhoidalleiden diskutiert. Hauptursache ist jedoch ein Umbau des Hämorrhoidengewebes mit nachfolgendem Absinken der Polster in den Analkanal.
Kein Zusammenhang mit der Entstehung eines Hämorrhoidalleidens konnte bisher für das Geschlecht, Familienstand, Vererbung, Bildungsgrad, Schwangerschaften und Art der Entbindung festgestellt werden.
Das Hämorrhoidalleiden wird nach der Größe der Hämorrhoidenknoten in 4 Grade nach Goligher eingeteilt. Dabei können aber auch gleitende Übergänge bestehen, so dass es z.B. auch zu der Bezeichnung Grad 1-2 kommen kann.
Hämorrhoiden können einzeln als Knoten oder an allen 3 Stellen auftreten. Dieses wird dann als zirkulärer Prolaps bezeichnet. Meistens kann dieser Prolaps wieder mit dem Finger zurückgeschoben werden.
Bei dem reinen Hämorrhoidalprolaps sind die Hämorrhoiden mit einer feinen, feuchten und leicht rosafarbenen Haut bedeckt, der Schleimhaut (Mukosa). Häufig tritt aber auch noch die Haut am Aftereingang (Anoderm) mit heraus, was dann als Anodermprolaps bezeichnet wird.
Die Hämorrhoiden sind von außen nicht zu sehen oder zu tasten. Zur Diagnose wird ein kleines Gerät in den After eingeführt (Proktoskop)
Beim Pressen können die Hämorrhoiden kurzzeitig aus dem Analkanal hervortreten, ziehen sich jedoch spontan wieder zurück.
Die Hämorrhoiden treten beim Pressen aus dem After aus, und müssen mit dem Finger zurückgeschoben werden.
Die Hämorrhoiden treten dauerhaft aus dem Analkanal hervor und können nicht mehr zurückgeschoben werden.
Da es sich um eine gutartige Erkrankung handelt, muss ein Hämorrhoidalleiden im Anfangsstadium nicht zwingend behandelt werden. Allerdings nehmen die Beschwerden in der Regel zu und der Juckreiz und die Blutungen sind für viele Patienten besonders lästig.
Ohne eine Behandlung bzw. Änderung eigener Verhaltensweisen, werden die Hämorrhoiden immer größer und können bis zu einem Verlust der Stuhlkontrolle (Inkontinenz) führen.
Stark vergrößerte Hämorrhoiden, die aus dem After heraushängen können auch Einklemmen, was zu einem proktologischen Notfall führt und sehr schmerzhaft ist. Daher ist eine Vorbeugung ratsam.
Eine erste Maßnahme besteht darin, einen geregelten Stuhlgang zu erreichen. Dazu gehört:
Ebenso ist zu viel Wasserkontakt zu vermeiden, da die Haut austrocknet, was wiederum zu einem verstärkten Juckreiz führt. Unterstützend können Salben und Zäpfchen für Hämorrhoidalleiden aus der Apotheke verwendet werden, die Linderung verschaffen und unbedenklich sind.
Wenn die Änderung der Verhaltensweise der Patienten nicht ausreicht, wird die Hilfe des Arztes oder besser die eines Proktologen benötigt. Hierbei handelt es sich um speziell ausgebildete Ärzt:innen für sämtliche Erkrankungen und Leiden im Enddarmbereich, die eine spezielle Prüfung absolviert haben. .
Hämorrhoiden Grad 1 und 2 können meistens ohne Operation mittels Minimal Invasiver Therapie mit einer Gummibandligatur oder Sklerosierungstherapie (Verödung) behandelt werden. Wichtig ist hier jedoch eine ballaststoffreich Kost und eine größere Flüssigkeitsaufnahme fortzuführen, um ein Wiederkehren (Rezidiv) der Beschwerden zu vermeiden. Auch sollten lange Toilettensitzungen (über 5 Min.) vermieden werden.
Hämorrhoiden Grad 3 und 4 (ca. 10 % der Patienten mit Hämorrhoidalleiden): Hier besteht die Notwendigkeit einer Operation. Dabei wird grundsätzlich zwischen der Hämorrhoidenentfernung wie der Operation nach Milligan-Morgan, dem Anheben und Raffung der Hämorrhoiden (Hämorrhoidopexie) wie dem Klammernahtverfahren nach Longo und dem Hämorrhoidenverschluß mit Naht und Raffung (HAL-RAR) unterschieden.
Wir bieten darüber hinaus die besonders schonenden Minimal Invasiven Verfahren der Radiofrequenzablation (Rafaelo) und Lasertherapie (LHP) an, die bei Grad 2 und 3 angewandt werden können.
Im Jahre 2019 wurde eine Leitlinie zur Behandlung des Hämorrhoidalleidens von einer Expertengruppe erstellt.
An dieser Leitlinie sollten sich Proktologen, aber auch proktologisch tätige Ärzte orientieren.
Gerne können Sie online einen Termin in unserem Terminkalender DOCTOLIB unter dem Fachgebiet "Viszeralchirurg und Proktologe" bei unseren Ärzt:innen buchen. Wir freuen uns.